Kapitel 3: Von den gemeinsten Hühnern der Welt über den Balkan bis nach Mazedonien
Nach Wien ging es für uns schnell über die nächste Grenze in die Slowakei. Dort standen wir auf einem Bauernhof. Der Platz ist sehr schön und naturbelassen. Leider kam es zu einem unpassenden Zeitpunkt. Wir konnten uns nicht gut auf die Natur und die Tiere einlassen und empfanden es als eher störend und unhygienisch. Der absolute Tiefpunkt war dann, als die Hühner auf unsere neue Picknickdecke gekackt haben. An manchen Tagen kann ich das mit Humor nehmen und störe mich nicht daran, aber in dem Moment war bei mir erst einmal vorbei. Das war auch der erste Moment nach über zwei Wochen im Bulli leben, an dem mir eine feste Wohnung gefehlt hat. Diese Momente kamen immer wieder und werden auch immer wieder kommen, auch wenn sie weniger wurden. Dort, inmitten schönster Natur, freilaufender Tiere, wunderschöner Sonne und lieber Menschen um mich herum, hatte ich einfach keinen Bock mehr. Zu einem anderen Zeitpunkt wären wir bestimmt einige Tage dort geblieben und hätten den Abstand zur Zivilisation genossen. So sind wir am nächsten Tag weitergefahren zum Plattensee in Ungarn.
Dort war es etwas weniger ländlich, aber trotzdem ländlich genug, um ein bisschen Natur zu haben.
Der Platz war direkt am See und wir konnten das Wasser vom Bett aus sehen. Dort blieben wir einige Tage und planten unsere nächsten Ziele. Außerdem bekam Olaf die lange überfällige Außenwäsche.
Zwischenzeitlich haben wir den Tipp bekommen, dass wir uns doch von Zeit zur Zeit eine Ferienwohnung nehmen könnten, wenn uns die Bullidecke mal wieder auf den Kopf fällt. Dann haben wir Zeit, um unsere Sachen zu ordnen, mal wieder eine Waschmaschine und einfach einen festen Rückzugsort. Genau das planten wir für Skopje. Hauptstadt von Mazedonien und ein absolutes Wunschziel von uns beiden. Denn es gibt eine Fanfreundschaft zwischen dem FK Vardar Skopje und dem FC Schalke 04. Unser Ziel war es, auf der Europatour möglichst viele Spiele mitzunehmen und auf jeden Fall ein Spiel bei allen Freunden zu besuchen.
Aufgrund dessen mussten wir uns ein wenig beeilen, um von Ungarn nach Mazedonien zu kommen. Wir hatten 7 Tage Zeit und eine Woche voller Fahrtage.
Mittwoch haben wir einen Tag Pause gemacht, damit Sven arbeiten konnte. Dadurch können wir nicht so viel vom restlichen Balkan erzählen. Ein paar Dinge sind uns allerdings eindrucksvoll im Gedächtnis geblieben.
Wir haben in Bosnien einen kurzen Zwischenstopp in Mostar gemacht. Sehr schöne Stadt, aber viel zu überfüllt und viel zu touristisch. Die „Alte Brücke“ sieht superschön aus und die Umgebung wirkt sehr eindrucksvoll, allerdings ist die Brücke nichts für Menschen, die schlecht zu Fuß sind oder rutschige Schuhe haben.
Durch den längeren Stopp mittags kamen wir erst sehr spät abends im Dunkeln an unserem Campingplatz an. An diesem Abend haben wir auch das erste Mal Straßenhunde gesehen und gehört. Ab diesem Zeitpunkt haben sie uns bis Italien begleitet.
Das Thema Straßenhunde und -katzen hat uns sehr viel beschäftigt. Am liebsten hätten wir jeden einzelnen mit nach Hause genommen und ihnen ein liebevolles Zuhause gegeben. Das ist natürlich nicht möglich. Aber ein wenig helfen kann jeder.
Denn jeder, der einem Tier ein Zuhause geben möchte, sollte die Finger vom Züchter lassen. In Tierheimen warten genug Tiere auf Besitzer. Da ist ganz klar das Motto: Adopt, don‘t shop!
Des Weiteren gibt es viele Projekte, die sich um Straßentiere kümmern. Deshalb haben wir uns dieses Jahr, wie immer, nichts zu Weihnachten geschenkt und stattdessen ein Projekt unterstützt, das sich um Straßenhunde in Griechenland kümmert. Da wir aktuell nichts Materielles gebrauchen können, ist es einfach viel schöner, anderen etwas zu geben, die es besser einsetzen können.
Was uns noch in Erinnerung geblieben ist, ist die wunderschöne Natur, durch die wir gefahren sind. Hohe Berge, riesige Seen und ganz viele Wälder. Es ist einfach nur malerisch. Wirklich schade, dass wir uns so beeilen mussten. Mit der vielen Natur kamen allerdings auch viele Insekten und vor allem viele Mücken.
Was wir ab Bosnien auch vermehrt gesehen haben war Müll. Wir sind durch die schönsten Landschaften gefahren und überall am Straßenrand liegt Müll. Der Müll wird einfach aus den Autofenstern geworfen (mehrfach mit angesehen). Müll, der nicht auf die Straße geworfen wird, wird im Garten verbrannt. Auch das hat uns die Woche über begleitet. Überall auf dem Balkan verbrennen die Leute in ihren Gärten Müll. So richtig erklären konnte uns das keiner. Der Geruch dadurch war sehr gewöhnungsbedürftig.
Eine weitere negative Seite ist die zunehmende Armut. In Albanien sind wir in einer Stadt an einem Slum vorbeigefahren. An der roten Ampel kamen mehrere Kinder zum Betteln ans Fenster. Das war sehr unangenehm. Dort wurde uns mal wieder bewusst, wie gut wir es haben und wie sicher und behütet wir aufgewachsen sind.
Insgesamt hat uns die Woche nicht so gut gefallen, und wir haben uns häufig nicht wohl gefühlt. Allerdings waren wir auch überall nur sehr kurz und hatten keine Möglichkeit, uns richtig auf die Orte einzulassen. Beim nächsten Mal werden wir uns definitiv mehr Zeit lassen.
Die positivste Sache ist auf jeden Fall das Essen. Zum einen ist es unschlagbar günstig und zum anderen wurde die Küche immer gemüselastiger.
Nach einer Woche kamen wir dann in Mazedonien an. Auf dem Weg nach Skopje fuhren wir durch einen Nationalpark und viel schöner hätte unser Empfang nicht sein können.