Kapitel 1: Runterkommen in der Natur, Start in den Alltag auf 4 Rädern
Nach Wochen voller Stress und Hektik, zwischen Wohnungsauflösung und Bulli startklar machen, waren wir nun endlich unterwegs. Die Idee, in Nürnberg zu starten, einem unserer absoluten Wohlfühlorte, stellte sich als eher schwierig dar. Am Bulli war noch einiges zu machen, aber wir wollten die paar Tage natürlich auch in der Stadt sein. Dadurch sind wir morgens schon früh (für unsere Verhältnisse) mit dem Bus in die Stadt und kamen abends erst spät wieder. Etwas schwierig, um wirklich im Reisealltag anzukommen. Leider muss man auch sagen, so sehr wir Nürnberg lieben und so schön die Stadt einfach ist, war uns deutlich mehr nach Natur zur Mute.
Also packten wir nach drei Tagen unsere Sachen wieder zusammen und fuhren in Richtung Bayerischer Wald. Dort fanden wir einen wunderschönen Campingplatz mitten im Nirgendwo, kurz vor der tschechischen Grenze. In diesem Augenblick genau das, was wir brauchten.
Dort blieben wir einige Tage und genossen die Ruhe. Tagsüber wurde gearbeitet und abends nutzten wir den Gemeinschaftsraum. Dort gab es einige Spiele zum Ausleihen und wir waren im Siedlerfieber. Zwischenzeitlich bekamen wir noch Gesellschaft von einer Maus.
Ein Ausflug zum Nationalpark Bayerischer Wald durfte natürlich auch nicht fehlen
Dort besuchten wir das Tierfreigehege. Leider verstehe ich nicht ganz, wo die Freiheit dieser Tiere ist. Die Tiere sind in Gehegen, genauso wie im Zoo. Mag sein, dass die Gehege etwas größer sind und bestimmt auch den Richtlinien entsprechen. Allerdings gehören Tiere nicht eingesperrt, vor allem keine Wildtiere, wie z. B. Bären.
Auf dem Campingplatz kamen wir dann endlich mal zur Ruhe und konnten etwas abschalten. Außerdem kam so langsam wieder ein bisschen normaler Alltag an. Sven arbeitete zum ersten Mal im Bulli – natürlich ausgerechnet an dem einzigen Regentag, so dass es echt eng wurde. Ich habe die ersten Mahlzeiten gekocht und die Schränke wurden immer aufgeräumter.
Es fühlt sich langsam wirklich real an und wir haben den Start in unser neues und bis dahin größtes Abenteuer sehr genossen.
Irgendwann musste es aber dann weitergehen. Unser nächster Stopp war Garmisch-Partenkirchen. Dort hatten wir schon einige Wochen zuvor einen Termin beim Gynäkologen gemacht, um den zweiten großen Ultraschall in der Schwangerschaft zu machen. Auf dem Weg haben wir es uns nicht nehmen lassen, mit Olaf ein paar Runden um den Franz-Eberhofer-Kreisel zu fahren. Passend dazu haben wir uns abends im Kino den neuesten Eberhofer-Krimi angeschaut.
Geschlafen haben wir auf einem Parkplatz für Wohnmobile und Camper. Es gab Toiletten und gegen Bezahlung auch Duschen. Die Toiletten waren sehr sauber und der Platz war echt günstig. Sehr praktisch für jeden, der außer Sanitäranlagen nicht viel braucht. Solche Plätze müsste es viel öfter geben.
Am nächsten Tag sind wir nach dem Termin, bei dem zum Glück alles gut war, über die erste Grenze nach Österreich gefahren.
Wir wollten mal ein paar Tage wirklich Urlaub machen und uns um nichts kümmern müssen. Deshalb sind wir übers Wochenende in ein Familienhotel gefahren. Nicht kochen, putzen oder am Bulli arbeiten und einfach mal den Kopf ausschalten – das war der Plan. Leider war die Realität etwas anders. Zum einen hatten wir einfach noch so viel zu erledigen, dass es sehr schwer war, sich um nichts zu kümmern. Zumal wir auch zu dem Zeitpunkt sehr motiviert waren und durch die Zeit im Bayerischen Wald auch schon gut erholt waren. Zum anderen haben wir festgestellt, dass das einfach nicht unsere Art von Urlaub ist. Dazu kam noch, dass das Hotel zwar veganes Essen anbietet, allerdings war beim Buffet fast nie etwas beschriftet und wir mussten bei jeder Mahlzeit nachfragen und die Auswahl war auch wirklich sehr gering.
Trotzdem war die Umgebung einfach nur wunderschön. Wir waren im Stubaital, um uns herum nur Berge und wir hatten wunderschöne sonnige Herbsttage. Einen Tag waren wir gemeinsam wandern. Eine Wanderroute, die extra für Familien ist und die Kinder auch gut alleine bewältigen können. Perfekt also, wenn man selber nicht mehr gut zu Fuß ist. Da mich die Schwangerschaft immer mehr eingeschränkt hat, konnten wir nicht wie gewohnt wandern gehen, sondern mussten etwas langsamer machen.
Der Wanderweg war sehr schön. Durchgehend am Wasser entlang, mal durch Wald, mal über Wiesen. Das Highlight war am Ende der Etappe ein Wasserfall. Dort saßen wir in der Nähe am Ufer, haben Müsliriegel gesnackt und ich habe meine Füße ins Wasser getaucht. Zumindest kurz, sehr kurz. Das Wasser ist nämlich Gletscherwasser und hat eine Temperatur von knapp über null Grad. Das war auf jeden Fall sehr erfrischend. Die Wanderung können wir definitiv sehr empfehlen. Der „Wilde Wasser Weg“ im Stubaital. Gemeinsam haben wir Etappe 1 gemacht und Sven ist am nächsten Tag noch Etappe 2 und 3 gewandert. Dies ist eher etwas für Wanderer mit etwas Erfahrung und sehr guten Schuhen. Nicht unbedingt geeignet für Schwangere oder Kinder.
Dafür habe ich am nächsten Tag etwas von meiner Bucket-Liste abhacken können. Ich war endlich in der Ausstellung Körperwelten. Super interessant für jeden, der es verträgt. Nicht unbedingt etwas für zarte Gemüter oder Menschen, die kein Blut sehen können (wie Sven).Ich fand die Ausstellung total spannend, da ich selber als Kinderkrankenschwester arbeite und daher sowohl von der menschlichen Anatomie als auch von den meisten dargestellten Erkrankungen schon Vorwissen habe. Allerdings empfand ich die Ausstellung als etwas zu lang. Ich konnte mich in den letzten beiden Räumen nicht mehr auf die Texte konzentrieren, weil es einfach zu viele Eindrücke waren. Dazu kam, dass es sehr stickig war und meine Konzentration dadurch schon sehr gelitten hatte. Aber trotzdem eine absolute Empfehlung!